Camilla de Rossi (18. Jahrhundert):

Il Sacrifizio di Abramo

deutsch Das Opfer Abrahams / englisch The Sacrifice of Abraham

Allgemeine Angaben zum Oratorium

Entstehungszeit: 1708
Uraufführung: 7. April 1708 in Wien (mit großer Wahrscheinlichkeit)
Besetzung: Soli (SAT), 3 Violinen, Viola, Violoncello, Violone, 2 Chalumeaux, Laute, Cembalo und Orgel
Spieldauer: ca. 75 Minuten
Verlag: Fayetteville, Arkansas: ClarNan Editions, 1984

Zum Oratorium

Art: Oratorium in zwei Teilen
Libretto: Francesco Maria Dario
Sprache: italienisch

Personen der Handlung

Abramo / Abraham: gottesfürchtiger Vater (Tenor)
Isacco / Isaak: sein Sohn, der geopfert werden soll (Alt)
Sara / Sarah: Isaaks Mutter (Sopran)
Angiolo: ein Engel als Vermittler (Sopran)

Beschreibung

Dem Geschmack der Zeit folgend erzählt Francesco Maria Dario die Geschichte von Abraham und Isaak aus seiner eigenen Sicht. Politische und private Fragmente aus dem Leben Abrahams werden der Bibel entnommen und in einen oberflächlichen Zusammenhang gebracht. Der innere Zwist Abrahams mit Gott, der ihn in einer Prüfung seinen Sohn Isaak opfern lassen möchte, kommt nicht zu Tage - dies mindert die Dramaturgie des Textes. Dem Publikum wird abverlangt, dass es die biblischen Texte kennt, denn es wird vieles ausgelassen und verkürzt dargestellt.

Zunächst erzählt Sarah die Vorgeschichte und die Familienverhältnisse und auch Isaak beschreibt sein Verhältnis zu Gott und preist seine ehrenwerte Abstammung. Abraham schläft unterdessen ein und erhält im Traum den Auftrag von Gott, seinen eigenen Sohn zu opfern. Abraham ist entsetzt. Der Gott, der ihm den Sohn gab, möchte ihn nun wieder wegnehmen! Ein Engel bezeugt Abrahams Treue zu Gott und beteuert, dass das Opfer Gottes Wille sei, den er zu befolgen habe. Abraham lamentiert zunächst alleine über das, was Gott von ihm verlangt. Als Isaak hinzutritt, beklagen beide die Pein, die Abraham bevorsteht, ohne dass Isaak ahnt, welches Opfer Gott verlangt.

Im zweiten Teil des Oratoriums ist Sarah an der Reihe, die Pfeile, Blitze, Stürme und feindlichen Sterne zu beschwören, sie zu treffen und nicht ihrem Gatten dieses harte Opfer abzuverlangen. Unterdessen sind Vater und Sohn in den Bergen angekommen und Isaak richtet den Opferaltar her. Da bemerkt Isaak, dass er gar keine Opfergabe sehe. Abraham eröffnet seinem Sohn, dass dieser selbst das darzubringende Opfer sei. Selbstlos gibt sich Isaak in Gottes Hände und möchte als gehorsamer Sohn sterben – wie es der Vater und Gott verlangen. Nach einer letzten irdischen Umarmung möchte sich Abraham gleich ans Werk machen und seinen Sohn opfern. Doch der Engel gebietet ihm Einhalt. Mit dem Gehorsam Abrahams sei genug Opfer gebracht. Isaak darf leben, Abraham seinen Sohn behalten. Zum Abschluss des Oratoriums preisen Vater und Sohn Gottes Namen.

Die Musik von Camilla de Rossi zeugt von handwerklichem Können. In Barocker Tradition wechseln sich Rezitative und Arien ab, einzelne Orchesterstücke dienen als Übergänge und lockern das Oratorium auf. Den Abschluss bildet ein Duett. Die beiden Chalumeaux setzt de Rossi in der Schlafszene Abrahams ein, um den besonderen Charakter dieser Szene zu verdeutlichen.


Letzte Änderung am 26.2.2008
Beitrag von Markus Hillenbrand