Johann Adolph Hasse (1699-1783):

Bell'Aurora

deutsch Schöne Morgendämmerung / englisch Beautiful Aurora

Allgemeine Angaben zur Kantate

Besetzung: Alt (oder Sopran), 2 Violinen und Basso continuo
Spieldauer: ca. 14 Minuten

Beschreibung

Unkompliziert und anmutig in der Gestaltung wird das Stück zu Beginn lediglich von einer Violine begleitet. Abweichend von der Gepflogenheit entfällt das Rezitativ, welches im allgemeinen der einleitenden Arie vorausgeht.

Arie:

Die schöne Morgendämmerung, die rund herum Lilien und Rosen streut, öffnet nun endlich die anmutigen Augen der Liebsten. Die Nacht hat ihre dunklen Schleier fortgeworfen, damit der Himmel sich öffnen kann. Der Seele gibt sie die liebliche Heiterkeit zurück, die durch die leuchtenden Augen schimmert und nun fröhliches Lächeln hervorzaubert. (da capo)

Rezitativ:

Es ergeht die Aufforderung, dass die liebliche Clori – wahrscheinlich ein kleines Hirtenmädchen – aus ihrer verschlossenen Behausung herauskommen soll, weil die nahen Gipfel sich bereits vergoldet haben und übermütige Vögelchen ausgelassen und neckisch ihre süßen Stimmen erklingen lassen. Der Sinn dieser Übung liegt darin, den neuen Tag zu begrüßen. Allein die Liebste will nicht wach werden, deshalb kann sie die Liebesqualen ihres Verehrers am frühen Morgen auch noch nicht wahrnehmen.

Die Hirtenmädchen lassen erst dann fröhlich die Herden weiden, wenn der neue Tag am schönsten anzusehen ist. Der Verehrer weiß es aus Erfahrung. Im Moment werden seine innigen Gefühle nicht zur Kenntnis genommen, weil die Augen noch - traumbefangen - faul geschlossen sind. Clori soll endlich aufstehen, weil eine Gruppe zierlicher Nymphen sich auf der Wiese damit beschäftigt, schöne Rosen und schneeweiße Lilien zu pflücken. Das ist natürlich blanker Unsinn, denn eine Elfe kann mit ihrem grazilen Figürchen bestenfalls eine Glockenblume, aber keine Tigerlilie schultern. Die erwähnte Wiese ist mit Sicherheit eine botanische Rarität, denn im allgemeinen stehen Rosen und Lilien nach Gruppen geordnet als Zuchtform im Garten. Gewiss meint der Dichter Veilchen und Gänseblümchen, wenn er von Rosen und Lilien spricht, die Wahrheit aber verschleiert, weil seine botanischen Kenntnisse bescheiden sind, er die Wiesenblumen als Unkraut betrachtet und sie nicht zu benennen weiß.

Die zierlichen Wesen aus der Geisterwelt führen Reigentänze auf und hüpfen und springen mit Leichtigkeit. Die Hirten ergeben sich den zärtlichen Worten unschuldiger Liebe und verbringen so den Tag. Die liebste Clori ist immer noch nicht aufgewacht und ihr Anbeter findet keine Ruhe und keinen Trost für seine Leiden.

Arie:

Wenn die verliebte Taube den holden Geliebten nicht sieht, ruft sie ihn mit einem Lied. Sie ist ihres Friedens beraubt und will sich nicht beruhigen. Hektisch hüpft sie von der Myrte zur Buche und lässt ihren Klagen freien Lauf, dass selbst die Steine sich erbarmen. (da capo)


Letzte Änderung am 5.8.2008
Beitrag von Engelbert Hellen