Album der Farben
Untertitel: | Cantate en 8 parties sur des poèmes d'Etienne de Sadaleer |
Entstehungszeit: | 1948 |
Besetzung: | 2-stimmiger Kinderchor und Klavier |
Spieldauer: | ca. 24 Minuten |
Erstdruck: | Paris: Editions H. Lemoine, 1958 |
Bemerkung: | Der Komponist betont, dass das Vokalwerk für Kinder wie für Erwachsene geschrieben ist. Der Kinderchor agiert sehr lebhaft und wird teilweise von einem Pianisten begleitet. Der Witz liegt darin, dass die Farbnuance in sieben Fällen anhand eines Lebewesens charakterisiert, die Farbe rot an einer Blume und weiß an der Haarpracht eines Engels beschrieben wird. |
Opus: | op. 68 |
1. Jaune, comme une chinoise (Gelb wie eine Chinesin) - Marche
Schutzsuchend unter ihrem traumhaften Sonnenschirm aus Pergament, geschmückt mit vier Buddhas, seht ihr Fräulein Mimosa aus der Schule kommen. Ihre kleinen Füße sind fest umwickelt. Es wäre taktlos, sie zu fragen, ob sie damit auch Seilspringen kann. Fräulein Mimosa spricht chinesisch. Chinesisch ist ihre Welt. Von Moos überzogene Steine, Gruppen von Bambus, duftende Teesträucher schmücken die Gärten, weite Räume, in denen sie spielt.
2. Argenté, comme un poisson (Silbern wie ein Fisch) - Valse
Gleite, gleite zwischen den Fingern, kleiner silberner Fisch. Berühre nicht den Angelhaken, du könntest dich verletzen. Der Fischer Martin hat es auf dich abgesehen. Bösartig ist der Haken an der Schnur, er tanzt, tanzt und schläft nicht. Kleines Fischchen, habe Acht und gleite vorbei! Ach, mein Fischlein ist aus Schokolade mit schimmernder Folie umwickelt und vom Osterhasen ins Nest gelegt.
3. Fauve, comme un lion (Fahlgelb wie ein Löwe) - Humoresque
Daniel, der Löwe, ist süß wie Honig, aber sein Gebrüll musst du nicht lieben. Sein Palast ist ein Pappkarton. Er liegt im Schatten einer aufgemalten Palme und brüllt, sobald ein Flugzeug vorbeizieht. Könnt ihr erraten, welches Alter seine immense Persönlichkeit aufweist? Es genügt, die Jahre seit seiner Hochzeit zu zählen. Das ist Daniel.
4. Rouge, comme un coquelicot (Rot wie der Klatschmohn) - Intermezzo
Klatschmohn, Klatschmohn, rot wie Feuer, ein Rotkäppchen bist du. Rot wie der Kamm des Hahnes, rot wie das Tier eines guten Gottes und wie ein Flusskrebs. Klatschmohn, Klatschmohn! Die Dame Blaubeere aus dem niedrigen Gebüsch spaziert vorbei. Sie traut sich nicht, zu dir aufzuschauen, du Rotkäppchen.
5. Noir, comme un orphelin (Schwarz wie ein Waisenkind) - Complainte
Schwarzer Waisenknabe in der Abgeschiedenheit eines Konvents; in der Ruhe der Farben wartet er auf seine Mama. Zu ihm hat man gesagt, dass er sie niemals sehen würde. Aber in seinem Kinderbett wartet er jeden Abend, dass sie kommt und ihn in die Arme nimmt. Zwischen den Blättern eines alten Schulheftes hat er Feldblumen gepresst. Die anderen sollen wissen, dass seine Mama ihn umarmen und er sie überraschen wird, wenn sie von langer Reise zurückkommt. Berichtet, oh ja, berichtet die schöne Geschichte vom schwarzen Waisenknaben! Sein ganzes Leben hat er die Feldblumen gehütet für seine Mama.
6. Brun, comme un bohémien (Braun wie ein Zigeuner) - Burlesque
Tamburin, Tamburin! Mit den Füßen und den Händen bewegt, ist es dass Instrument der dunklen Zigeuner. In einem alten Planwagen unter einem Spinnennetz sind die Kinder versteckt, zusammen mit indischen Schweinen und Schimpansen. Die indischen Schweine und auch solche aus Argentinien, weiß wie Mehl, auch das Eichhörnchen unter der Mandoline sind ausgestopft. Tamburin, Tamburin!
7. Blanc, comme des cheveux d'ange (Weiß wie Engelhaar) - Pastorale
Über der Weihnachtskrippe unter den Tannenzapfen und den lebhaft flackernden Wachskerzen gibt es Schnee von Engelhaar, so auch im Bart des heiligen Josef in den Händen der Heiligen Jungfrau, auf der Krone der Könige und unter der Nase der Negerpuppe aus Holz. Man sieht es auf dem Höcker der Kamele. Über der Wolle der Schafe breitet sich Engelhaar aus, Haare des Himmels, Haare des Weihnachtsbaumes, Weihnachten! Überall gibt es Engelhaar.
8. Arc-en-ciel, comme Polichinelle (Regenbogenfarben wie ein Harlekin) - Tarantelle
Am Ende der Strippe hängt ein Harlekin. Wenn er will, hebt er einen Fuß zur Nase von Mutter Michelle. Es sollte niemandem einfallen, ihn nachzuahmen. Tanze, tanze über unseren Betten.
Tanze Walzer mit dem Regen, Polichinelle!
Siehst du ein Pferd über dem Regenbogen? Fahre mit ihm Karussell, Polichinelle!
Wenn alle glauben, dass wir schlafen, tanze wie ein Schmetterling, Polichinelle!
Tanze quer unter der Decke, ohne das Haus aufzuwecken!
Am Ende der Strippe hängt Polichinelle.
Wer spielt Federball mit dem Hammelbraten? Polichinelle!
Wer tanzt den Cramignon, die Gigue und den Rigaudon? Polichinelle!
Wer klettert gewandt auf das Dach, sicher wie ein Schlafwandler? Polichinelle!
In den tiefen Schornstein, um zu fegen, hängt am Faden Polichinelle!
Letzte Änderung am 25.1.2008
Beitrag von Engelbert Hellen